Ein Sonnengesang aus Licht
Tatiana Ahlers-Hestermann kommt am 28. März 1919 als Tochter des Malerpaares Alexandra und Friedrich Ahlers-Hestermann zur Welt. Der Vater Hamburger, die Mutter Petersburgerin, beide leidenschaftliche Künstler, stehen den Ideen der Werkschulen der Zwanziger Jahre nahe, die die Kunst in den Alltag integriert sehen und besonderes Augenmerk auf angewandte Kunst, aufs Kunstgewerbe, richten.
Als junge Frau besucht sie in Köln eine Klasse für Paramentik, also die Herstellung und Gestaltung von Textilien für den liturgischen Gebrauch. Sie findet früh das ihr gemäße Material, die Beschäftigung mit Stoffen und Textilien ist das Zentrum ihres Künstlerinnenlebens auch in der Zukunft. In Köln, mitten im Zweiten Weltkrieg, konvertiert sie zum Katholizismus und der Glaube bleibt für sie Grundlage ihres Lebens.
Mit dem Vater geht sie in den ersten Nachkriegsjahren nach Hamburg und nimmt Aufträge für Wandbehänge in Institutionen, Schulen, privaten Unternehmen und in Kirchen an. 1955 widmet das Altonaer Museum ihr eine Ausstellung. In diesem Jahr zieht sie auch nach Barmbek, in eine Atelierwohnung in der Fuhlsbüttler Str. 228. In den sechziger Jahren beginnt sie mit der Gestaltung von Mosaiken und 1966 folgt das erste Glasfenster für eine Kapelle auf Korsika. Den Auftrag, die Fenster in St. Franziskus zu gestalten, erhält die Künstlerin 1973.
Es dauert sechs Jahre, bis die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde schließlich die Fertigstellung erlauben. Man entscheidet sich statt der klassischen Bleiverglasung, in Beton gefasste Glasbrocken zu verwenden, um den Straßenlärm zu dämpfen und die Wärme zu halten. Diese Wahl beschert dem Kirchgänger ein besonders farbintensives Leuchten. Der Bilderzyklus greift in zehn Fenstern Motive des „Sonnengesangs“ des Kirchenpatrons, des Heiligen Franziskus, auf.
Bruder Feuer – Schwester Erde – Bruder Mond – Schwester Sonne – Heilige Kirche – Bruder Tod – Alle Geschöpfe – Schwester Wasser – Alle Deine Werke – Verzeihung üben, Kranke und Bedrängte pflegen
Ein Blindfenster bittet den Heiligen um seine Fürsprache, das große Fenster an der Front zeigt abstraktes Farbspiel. Die Fenstergestaltung für die Kirche in Barmbek wird als die bedeutendste Glasarbeit der Künstlerin geschätzt, die am 30. Januar 2000 gestorben ist.
Nun sind die Arbeiten renovierungsbedürftig, die Betonfassungen bröseln und wir alle hoffen, dass dieses wunderbare Kunstwerkt auch in Zukunft ihr fantastisches Licht auf die Feier der Heiligen Messe werfen wird!
Alle Informationen sind dem materialreichen Buch Tatiana Ahlers-Hestermann – Künstlerin in Hamburg von Margot Schmidt, erschienen 2003 im Kupfergraben Verlag, entnommen. Das Buch kann am Schriftenstand in der Kirche St. Franziskus erworben werden (10 €).
Die Kirchenfenster in St. Franziskus
Link zur 360° Präsentation St. Franziskus
Text und Foto: Martin Setzke